Von Projektstart bis Publikationen. Mit diesem Blog möchten wir Einblick in unseren Arbeitsprozess geben, inhaltliche Schwerpunkte fassen sowie auf Veranstaltungen und Veröffentlichungen hinweisen.

„RECHT AUF MUSEUM? 10 ERKENNTNISSE ZU MUSEALEN ÖFFENTLICHKEITSKONZEPTEN UND DEREN WAHRNEHMUNG”

10/05/2022


Unser Projektbericht „Recht auf Museum? 10 Erkenntnisse zu musealen Öffentlichkeitskonzepten und deren Wahrnehmung" ist erschienen! Darin geben zehn kompakte Projektergebnisse Auskunft zur Beziehung der Institution Museum zur Öffentlichkeit und vice versa. Wer erfahren möchte, mit welchen Eigenschaftswörtern unsere Partnermuseen am häufigsten beschrieben wurden, warum Uneinigkeit im Museum als Chance begriffen werden kann und was die lokale Bevölkerung über „ihre" Museen denkt, findet den Bericht hier zum Download. Wir wünschen gute Lektüre und Inspiration beim Weiterdenken und Handeln!


Illustrationen: Stefanie Hilgarth

Gestaltung und Satz: Emanuel Mauthe

 RECHT AUF MUSEUM? x eSeLSCHWARM:
„WAS IST DIR AM WICHTIGSTEN?”

24/06/2021

Foto: Andrea Mayr

„Was ist dir am wichtigsten?” Diese Frage rahmt nicht nur viele ganz individuelle (Post-)Corona-Prioritätensetzungen, sondern auch eine weitere Initiative von esel.at mit „Recht auf Museum?” und seinen Projektteilnehmer*innen. Über zwei Postkarten im Listen- und Tetris-Format, die während der Aktionswochen in unseren fünf Partnermuseen, in der eSeL Rezeption im MuseumsQuartier Wien und in der Gastronomie nach der Wiedereröffnung verteilt wurden, waren Menschen aufgerufen, „Museum / Ausstellung / Kunst” innerhalb ihres eigenen Freizeitgefüges zu verorten. Seit heute sind die Postkarten-Forschungsresultate online unter https://esel.at/seite/106 anzusehen. Wir freuen uns über die zahlreichen Einsendungen und sagen Danke bei eSel und Team für die feine Zusammenarbeit!


P.S.: Mit Postkarten Online Download, Schere und Sortieren darf die Frage nach der persönlichen Relevanz von Museen gerne noch weitergehen. Wer lieb fragt, kriegt auch ein Paket von Postkarten zur weiteren Verwendung zugeschickt!

Foto: Auswahl aus Einsendungen unserer Projektteilnehmer*innen

RECHT AUF MUSEUM? x eSeLSCHWARM: „LIEBESBESCHWERDEN”

10/06/2021

Foto: Institut für Kunstgeschichte, Karl Pani

Unsere Projektteilnehmer*innen schwärmten in und über die Museen. Unter #eSeLSCHWARM: Recht auf Museum „LiebesBeschwerden“ wurden seit Anfang Mai im Rahmen unserer Kooperation mit eSeL.at erste Einblicke in die lebendige Auseinandersetzung der Besucher*innen mit „ihren“ Museen gegeben. Eine Zusammenschau an „Liebeserklärungen“ und Einträgen ins „Beschwerdebuch“ aus den fünf Partnermuseen bot der wöchentliche eSeL-Newsletter.


„Fühlt sich wie eine Zeitreise an“ - „Einziger Kritikpunkt: das Museum könnte größer sein.“ - „Kein Gedränge, Zeit für sich und die Kunst.“ - „Super Couchen zum Ausruhen und Hinschauen.“ sind nur einige der Antworten, die die knapp 1.000 Teilnehmer*innen im Anschluss an ihren Ausstellungsrundgang während der fünf Aktionswochen im Fragebogen hinterließen. Gefragt wurde nach der Ausstellungserfahrung innerhalb der Museen. Dabei spielten Architektur, Licht und Atmosphäre genauso eine Rolle wie Orientierung, Beleuchtung der Ausstellungsräume, Sammlungsaufbau, Beschriftung der Objekte bis hin zu Sitzgelegenheiten und Akustik. Die Teilnehmer*innen reflektierten aufmerksam die eigene Wahrnehmung und bilden mit ihren Antworten eine kritisch-ehrliche und amüsant-charmante Meinungsvielfalt.

LiebesBeschwerden #1: Volkskundemuseum Wien
LiebesBeschwerden #2: Haus der Geschichte Österreich
LiebesBeschwerden #3: Oberes Belvedere
LiebesBeschwerden #4: Kunsthistorisches Museum Wien
LiebesBeschwerden #5: MAK – Museum für angewandte Kunst

JUNGES MUSEUM MIT LANGER GESCHICHTE

01/05/2021

Die lange Geschichte des hdgö als Spiel im Foyer, Foto: Institut für Kunstgeschichte, Karl Pani


Obwohl das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) erst 2017 gegründet wurde, blickt die Institution auf eine beinahe hundertjährige Vorgeschichte zurück. Bereits 1919 gab es erste Überlegungen zu einer solchen Einrichtung, 1945 wurde schließlich mit der Arbeit für ein „Museum der Ersten und Zweiten Republik“ unter dem damaligen Bundespräsidenten Karl Renner begonnen, jedoch nach dessen Tod nicht weiter fortgesetzt. Die lange Entstehungsgeschichte wird auf der Website detailliert erzählt und kann auch vor Ort in einem Spiel mit vielen Schritten vor und zurück nachempfunden werden. Als erstes zeitgeschichtliche Museum der Republik befindet sich das hdgö seit seiner Eröffnung im November 2018 in der Neuen Burg und ist gemäß seinem gesetzlichen Auftrag als „aktives und offenes Diskussionsforum für zeithistorische Fragestellungen und Gegenwartsgeschichte“ konzipiert. So findet auch die jüngste Geschichte – wie etwa die „Fridays for Future“-Protestbewegung oder der Umgang mit der COVID-19 Pandemie – über „Rapid Collecting“ unmittelbar Eingang in Ausstellungen vor Ort und online, um „gesellschaftliche Veränderungen und politische Bruchlinien“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Ausstellung „Neue Zeiten: Österreich seit 1918“ mit Corona-Babyelefant, Foto: Institut für Kunstgeschichte, Karl Pani

KINDER IM MUSEUM

22/04/2021

Ausschnitt: KHM-Archiv, IX 2, Ausschnitt aus den Bestimmungen für den Dienstbetrieb in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses von 1891; Foto: Andrea Mayr.


Während Besucher*innen mit kleinen Kindern am Arm bei der Besichtigung der kaiserlichen Kunstsammlungen im Jahr 1891 noch der Zugang verwehrt wurde, werden Kinder in der Kulturvermittlung in Österreich etwa seit den 1980er Jahren als eigene Zielgruppe adressiert. Insbesondere Schulführungen und ein auf Kinder und Jugendliche abgestimmtes Veranstaltungsprogramm sollten das junge Publikum anziehen und die Basis für „die Besucher von morgen” legen. Im Volkskundemuseum Wien zeigt die Vermittlungshistorie eine erste Erwähnung eines Kinderprogramms 1979 beim Tag der offenen Tür und Ferienspiel mit Fragebogen und Ausmalbild. Erstes Bildmaterial findet sich im Archiv aus den 1980er Jahren zu museumspädagogischen Programmen wie etwa „Bei offener Lade”. Hier wurden Schüler*innen an Hand von Originalen und eigenen szenischen Darstellungen in das mittelalterliche Zunftwesen eingeführt. Das „Bäuerliche Brotbacken” wurde nach einer Filmvorführung im Museum als Hands-on-Aktivität mit Partner*innen in der Josefstadt in einer alten Backstube und einer privaten Küche mit offenem Herd, einer sogenannten „Rauchkuchl”, realisiert.

Ausschnitt: Doris Stoisser: Kinder im Museum, in: DIE FRAU, Heft 50/1982, S. 10-11. Mappe Österreichische Galerie VII, Nachlass Hans Ankwicz-Kleehoven, Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien; Foto Andrea Mayr.

Ausschnitt: Museumspädagogische Aktionen des Österreichischen Museums für Volkskunde “Bei offener Lade”, 1984 und “Bäuerliches Brotbacken”, 1982, Archiv Volkskundemuseum Wien.

VOM GESCHMACKSHEBER ZUM LABOR

15/04/2021

Ausschnitt: Das Kaiserl. Königl. Österreichische Museum für Kunst und Industrie: Festschrift zur Eröffnung des neuen Museums-Gebäudes am 4. November 1871, Wien 1871; Foto: Andrea Mayr. 

In seiner 150-jährigen Geschichte sah sich das MAK von vielen Veränderungen durchlaufen und nahm zeitweise ganz andere Formen an als es sich uns heute präsentiert. Die „Hebung des Geschmacks“ diente als Motivation in der 1864 stattfindenden Institutionalisierung des k.k Österreichisches Museum für Kunst und Industrie. Neben diesem Anspruch lassen sich in den offiziellen Gründungsstatuten auch schon Ansätze des heutigen MAK herauslesen. Ein Fokus auf die „Herbeischaffung der Hilfsmittel, welche Kunst und Wissenschaft den Kunstgewerben bieten“ zeigt die von Anfang an bestehende Verflechtung von Kunst und Wissenschaft. Doch auch davon wird zeitweise subtiler Abstand genommen. Im Jahr 2005 schreibt das MAK die KUNST in ihrem Mission Statement sprichwörtlich groß. Heute positioniert sich das MAK gleichsam als Labor und setzt sich so über die Grenzen des klassischen Museumsbegriffs hinweg. Im Blick der Geschichte lässt das aktuelle Leitbild eine Reflexion über die kontinuierliche Selbst- und Neudefinition erkennen.

Ausschnitt: Jahresbericht „… und die Kunst? Vision kontra Stagnation“, Wien 2005, o.S.; Foto: Andrea Mayr.

Ausschnitt: Screenshot, Erster Absatz des aktuellen Mission Statements 2021 des MAK. Das gesamte Leitbild findet sich unter: https://www.mak.at/das_mak/mission_statement.

ERSTE DIREKTORINNEN

23/03/2021

Ausschnitt: KHM-Archiv, I 221, Unterschrift von Friderike Klauner auf einem Schreiben von 1974; Foto: Andrea Mayr. 

Wussten Sie, dass im Jahr 1955 Etta Becker-Donner die erste weibliche Direktorin des Völkerkundemuseums (heute Weltmuseum Wien) und damit eines Museums in Wien wurde? 1973 folgte Friderike Klauner als erste leitende Frau in einem Kunstmuseum. Die Bezeichnung lautete offiziell „erster Direktor“ des Kunsthistorischen Museums, da es die weibliche Form im offiziellen Schriftverkehr noch nicht gab. 

TAG DER OFFENEN TÜR

23/02/2021

Ausschnitt: Neue Kronen Zeitung, 25. Oktober 1975, Mappe Österreichische Galerie IV, Nachlass Hans Ankwicz-Kleehoven, Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien; Foto: Andrea Mayr. 

1970 fand erstmals ein Tag der offenen Tür im Naturhistorischen Museum Wien statt. In Folge wurde diese Tradition am österreichischen Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, unter Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg auch in den anderen Museen eingeführt. Allgemein galt es damals die Öffnungszeiten benutzer*innenfreundlicher zu gestalten und die „Schwellenangst“ vor den Museen abzubauen. Programme wie ein „Blick hinter die Kulissen“, Sammlungs-Highlights von Gustav Klimt, Direktor*innen-Vorträge sowie ein reichhaltiges Kinderprogramm sollten ein breites Publikum für die Museen begeistern.  

Ausschnitt: Edith Stumpf-Fischer, Kultursektion (1970-1994) und Kunstsektion (1995-1997), in: Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Österreich (Hrsg.): 40 Jahre Wissenschaftsministerium: 1970 - 2010, Wien 2010, S. 133; Foto: Andrea Mayr.

DIVERSITÄT LEBEN

27/11/2020

Am 26. und 27. November 2020 fand das Online-Symposium Museen und Hochschulen der Vielfalt statt. Dabei stellten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden die Frage: Wie leben und lernen Museen und Kunsthochschulen Diversität aktiv? Der Bürger*innenbeirat unseres Projekts ist eine mögliche Antwort. Wir stellten ihn als methodisches Werkzeug zur Pluralisierung von Sichtweisen auf das Museum mit der Präsentation Zur Teilhabe einladen. Auf Reaktionen hören vor. Neben einer theoretischen Verortung in den kritischen Museumswissenschaften sollte der Bürger*innenbeirat in seiner konkreten Zusammensetzung und über den gemeinsamen Erkenntnisprozess in den begleiteten Museumsrundgänge methodisch nachvollziehbar gemacht werden. Gemeinsam mit dem Auditorium diskutierten wir Referenzprojekte, weitere Anwendungsmöglichkeiten sowie kritische Punkte für eine reflexive Umsetzung.

MIT DEN MUSEEN

19/11/2020

Am 12. November 2020 fand das erste Treffen mit unseren Partnermuseen online statt. Dabei konnten wir uns kennenlernen, über Inhalte und Ziele des Projektes austauschen und die Form der Zusammenarbeit fassen. Für den weiteren Forschungsprozess machten uns die Museumskolleg*innen auf besondere Archivdokumente, Online-Quellen und aktuelle Formen der Besucher*innen-Kommunikation über Infodesk, Feedback-Karten sowie Social Media aufmerksam. Diese Hinweise fließen in die aktuell laufenden kunsthistorischen und quellenkundlichen Auswertungen ein. Diskutiert wurde auch bereits die Eignung von bestimmten Dauerausstellungen und Sammlungspräsentationen für die begleiteten Museumsrundgänge.

AUS DEN ARCHIVEN

10/10/2020

Wie wurden aus kaiserlichen Sammlungen öffentliche Häuser? Wer entschied wann wer welche Objekte ansehen durfte? Welche In- und Exklusionsmechanismen zeigen Archivalien heute? Aus Gründungsstatuten, Besucher*innenberichten, Reisebeschreibungen, Zeitungsartikeln, Interviews, Geschäftsberichten usw. erschließen sich die Geschichten von gedachter und gelebter Öffentlichkeit in den Museen. Seit September 2020 recherchieren wir, unterstützt durch die jeweiligen Archivar*innen, zu den fünf Partnermuseen und verschaffen uns einen Überblick zur Quellenlage. Neben Besonderheiten der einzelnen Häuser wie Gründungsgeschichte, Neuaufstellung der Sammlungen oder Direktor*innenwechsel etc. leiten allgemeine museumspolitische Zäsuren die Suche nach relevanten Dokumenten. Dazu gehören das Ende der Monarchie, die zwei Weltkriege, die Umwälzungen nach der 1968er Bewegung, die Institutionskritik in den 1990er Jahren, die partizipativen Bestrebungen seit 2000, Digitalisierungsschübe in den 2010er Jahren bis hin zum Ausbruch der COVID-19 Pandemie.

Mission

Im Projekt fragen wir nach Öffentlichkeitskonzepten des Museums. Gleichsam fordern wir Öffnung, Teilhabe und Wandel ein.

Forschen

Was bedeutet ein Recht auf Museum historisch wie heute? Wir gehen auf Spurensuche in Archiv- und Feldforschungen.

Menschen

Im Projekt beteiligt sind Personen, die in Museen arbeiten, dazu forschen, sie gerne oder bislang auch gar nicht besuchen.

Mitmachen 

Möchten Sie mit uns ins Museum gehen? Wir suchen nach Personen für den Bürger*innenbeirat und das Besucher*innen-Panel.